14.01.2017

Liebe Brüder und Schwestern!

1. Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet vom Wunder Jesu bei der Hochzeit in Kana. Es ist das erste »Zeichen«, durch das er seine Herrlichkeit offenbarte und den Glauben seiner Jünger weckte (vgl. Joh 2,11).

Wenn wir über diesen Abschnitt aus dem Evangelium nachdenken, kommt uns unmittelbar das vor kurzem abgeschlossene Jubiläumsjahr in den Sinn, das für Kirche und Welt eine Art großes und denkwürdiges »Zeichen« war. Ein Jahr, in dem Christus – wie in Kana –das »Wasser« unserer spirituellen Armut in den gehaltvollen »Wein« der Erneuerung und des Engagements verwandelt hat. Nun, nach Abschluss des Heiligen Jahres, haben wir unseren alltäglichen Lebensweg mit noch größerem Eifer wiederaufgenommen; dabei halten wir unseren Blick mehr denn je auf das Antlitz des Herrn gerichtet, wie ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte festhielt (vgl. Nr. 16).

2. Im heutigen Evangelium ist es Maria, die Mutter Jesu, die um die wunderbare Verwandlung von Wasser in Wein bittet. Die Jungfrau legt beständig Fürsprache für uns ein. So war es auch beim Übergang vom zweiten ins dritte Jahrtausend, als ihr Unbeflecktes Herz sich als sicherer Zufluchtsort für so viele ihrer Kinder erwiesen hat. So konnte die Kirche die Zeichen eines neuen Frühlings erfahren, ausgelöst durch das Zweite Vatikanische Konzil, mit dem »gleichsam die unmittelbare Vorbereitung auf das Große Jubeljahr 2000 im weitesten Sinne des Wortes eröffnet worden« ist (Tertio millennio adveniente, 20). Das Heilige Jahr hat viele Herzen auf die Hoffnung hin geöffnet und den Fortgang der Welt mit dem Licht Christi erhellt.

3. An uns, Männer und Frauen, die wir vertrauensvoll in das neue Jahrtausend eintreten, ergeht erneut die Aufforderung der Mutter Christi, die sie anlässlich der Hochzeit in Kana an die Diener gerichtet hatte: »Was er euch sagt, das tut« (Joh 2,5). Mit diesen Worten scheint die Jungfrau uns dazu anspornen zu wollen, keine Angst zu haben vor den Beschränkungen und Misserfolgen, die unsere Erfahrung als Einzelpersonen, als Familien, als kirchliche und bürgerliche Gemeinschaften mitunter kennzeichnen können. Maria mahnt dazu, uns auch nicht von der Sünde, die unser Vertrauen in uns selbst und in die anderen in eine Krise stürzen kann, entmutigen zu lassen. Wichtig ist, dass wir das tun, was Christus uns sagt, und Vertrauen zu ihm haben:Er wird unser unablässiges Bitten nicht ungehört lassen.

Möge die Einladung der Muttergottes, die im heutigen Evangelium von neuem erklingt, uns öffnen für eine vollkommene Selbsthingabe an Jesus. Die Worte der Mutter finden auch ihren Widerhall in dem trostreichen Satz ihres göttlichen Sohnes: »Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20).

Angelus, 14.01.2001