12.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II.: Dein Schöpfer ist dein Gemahl

Wenn die Liebe Gottes zum Menschen und zum auserwählten Volk Israel von den Propheten als die Liebe des Gemahls zu seiner Frau dargestellt wird, bringt eine solche Analogie die »bräutliche« Qualität und den göttlichen und nicht menschlichen Charakter von Gottes Liebe zum Ausdruck: »Dein Schöpfer ist dein Gemahl (...). Gott der ganzen Erde wird er genannt« (Jes 54, 5). Dasselbe gilt auch von der bräutlichen Liebe Christi, des Erlösers: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab« (Joh 3, 16). Es handelt sich also um die Liebe Gottes, die durch die von Christus vollbrachte Erlösung zum Ausdruck kommt...

Nach dem Paulusbrief ist diese Liebe der bräutlichen Liebe menschlicher Eheleute »ähnlich«, aber natürlich nicht »gleich«. Denn die Analogie weist auf eine Ähnlichkeit hin, lässt aber zugleich der Nicht-Ähnlichkeit angemessenen Raum. Sie ist leicht festzustellen, wenn wir die Gestalt der »Braut« betrachten. Nach dem Epheserbrief ist jene Braut die Kirche, so wie für die Propheten die Braut Israel war: Sie ist also ein kollektives Subjekt, nicht eine Einzelperson. Dieses kollektive Subjekt ist das Volk Gottes, das heißt eine aus vielen Personen, Frauen wie Männern, zusammengesetzte Gemeinschaft. »Christus hat die Kirche geliebt« gerade als Gemeinschaft, als Volk Gottes; und zugleich hat er in dieser Kirche... jede einzelne Person geliebt. Denn Christus hat alle ohne Ausnahme, jeden Mann und jede Frau, erlöst.

In der Erlösung drückt sich gerade diese Liebe Gottes aus und gelangt ihr bräutlicher Charakter in der Geschichte des Menschen und der Welt zur Vollendung. Christus ist in diese Geschichte eingetreten und bleibt in ihr als der Bräutigam, der »sich (für sie) hingegeben hat«. »Hingeben« heißt hier, auf vollkommenste und radikalste Weise »zu einer aufrichtigen Hingabe werden«: »Es gibt keine größere Liebe als diese« (Joh 15, 13). In dieser Auffassung sind durch die Kirche alle Menschen — Frauen wie Männer — berufen, »Braut« Christi, des Erlösers der Welt, zu sein.