12.04.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Vereinigung mit Christus durch den Empfang der Heiligen Eucharistie

In Fülle verwirklicht sich die heilbringende Wirkung des Opfers, wenn wir in der Kommunion den Leib und das Blut des Herrn empfangen. Das eucharistische Opfer ist in sich auf die innige Gemeinschaft von uns Gläubigen mit Christus in der Kommunion ausgerichtet: Wir empfangen ihn selbst, der sich für uns hingegeben hat, seinen Leib, den er für uns am Kreuz dargebracht hat, sein Blut, das er »für viele« vergossen hat »zur Vergebung der Sünden« (Mt 26, 28). Erinnern wir uns an seine Worte: »Wie mich der lebendige Vater gesandt hat, und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich ißt, durch mich leben« (Joh 6, 57). Jesus selbst versichert uns, dass eine derartige Vereinigung, die er in eine Analogie zur Einheit des dreifaltigen Gottes setzt, sich wahrhaft verwirklicht. Die Eucharistie ist ein wahres Mahl, in dem sich Christus als Nahrung darbietet. Als Jesus zum erstenmal diese Speise ankündigte, waren die Zuhörer erstaunt und verwirrt und zwangen den Meister, die objektive Wahrheit seiner Worte zu unterstreichen: »Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch« (Joh 6, 53). Es handelt sich nicht um eine Speise in einem bildhaften Sinn: »Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank« (Joh 6, 55).

Durch die Teilhabe an seinem Leib und an seinem Blut teilt Christus uns auch seinen Geist mit. Der heilige Ephräm schreibt: »Er nannte das Brot seinen lebendigen Leib, er erfüllte es mit sich selbst und mit seinem Geist. [...] Und der, der es mit Glauben ißt, ißt Feuer und Geist. [...] Nehmt davon, eßt alle davon und eßt mit ihm den Heiligen Geist. Es ist wirklich mein Leib und der, der ihn ißt, wird ewig leben«. Die Kirche erbittet diese göttliche Gabe, die die Wurzel aller anderen Gaben ist, in der eucharistischen Epiklese. In der Göttlichen Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus heißt es zum Beispiel: »Wir rufen dich an, wir bitten dich und wir flehen dich an: Sende deinen Heiligen Geist über uns alle und über diese Gaben, [...] damit alle, die daran teilhaben, Reinigung der Seele, Vergebung der Sünden, Gemeinschaft des Heiligen Geistes erlangen mögen«. Und im Römischen Meßbuch betet der Priester: »Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus«. So läßt Christus durch die Gabe seines Leibes und seines Blutes in uns die Gabe seines Geistes wachsen, der uns schon in der Taufe eingegossen und im Sakrament der Firmung als »Siegel« geschenkt wurde.

Die Akklamation des Volkes nach der Wandlung endet treffend mit dem Bekenntnis der eschatologischen Perspektive, welche die Eucharistiefeier auszeichnet (vgl. 1 Kor 11, 26): »... bis du kommst in Herrlichkeit«. Die Eucharistie bedeutet Spannung auf das Ziel hin, Vorgeschmack der vollkommenen Freude, die Christus versprochen hat (vgl. Joh 15, 11); in gewisser Weise ist sie Vorwegnahme des Paradieses, »Unterpfand der künftigen Herrlichkeit«. In der Eucharistie drückt alles die vertrauensvolle Erwartung aus, dass »wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten«. Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: Er besitzt es schon auf Erden als Erstlingsgabe der künftigen Fülle, die den ganzen Menschen betreffen wird. In der Eucharistie empfangen wir tatsächlich auch die Garantie der leiblichen Auferstehung am Ende der Welt: »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag« (Joh 6, 54). Diese Garantie der künftigen Auferstehung kommt aus der Tatsache, dass das Fleisch des Menschensohnes, das uns zur Speise gereicht wird, sein Leib im verherrlichten Zustand des Auferstandenen ist. Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das »Geheimnis« der Auferstehung in uns auf. Deshalb definierte der heilige Ignatius von Antiochien das eucharistische Brot zu Recht als »Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod«.