11.10.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 11.10.2017

Das Evangelium berichtet von den Aposteln, die über das andächtige Zwiegespräch mit dem Vater so erstaunt waren, dass sie ihn baten: »Herr, lehre uns beten« (Lk 11, 1). Daraufhin sprach er zum ersten Mal die Worte, die später das wichtigste und häufigste Gebet der Kirche und aller Christen werden sollten: das »Vaterunser«. Wenn wir im Verlauf der Eucharistiefeier als liturgische Versammlung die gleichen Worte sprechen, erhalten sie eine ganz besondere Ausdruckskraft. Es ist so, als würden wir in diesem Moment bekennen, dass Christus uns sein an den Vater gerichtetes Gebet endgültig und in seiner ganzen Fülle gelehrt hat, als er es durch sein Kreuzesopfer einlöste.

Im Eucharistischen Hochgebet kommt der volle Gehalt des von der Kirche gesprochenen »Vaterunser« zum Ausdruck. Jede der darin enthaltenen Bitten erhält einen besonderen Glanz der Wahrheit. Am Kreuz wird der Name des Vaters in höchstem Mab geheiligt, und das Kommen seines Reiches ist unwiderruflich; im »consummatum est« geschieht sein Wille endgültig. Und findet die Bitte »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir sie vergeben...« nicht ihre volle Bestätigung in den Worten des Gekreuzigten: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23, 34)? Die Bitte um das tägliche Brot erhält bei der eucharistischen Kommunion ihre besondere Eindringlichkeit, wenn wir unter den Gestalten des »gebrochenen Brotes« den Leib Christi empfangen. Und erreicht die Bitte »Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen« nicht ihre höchste Wirksamkeit in dem Augenblick, wenn die Kirche dem Vater den höchsten Preis der Erlösung und Befreiung vom Bösen darbringt?