10.09.2017

Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 10.09.2017 und zur Gegenwart Christi

Ein weiterer Ort der Begegnung mit Jesus ist die heilige Liturgie. Dem Zweiten Vatikanischen Konzil verdanken wir eine äußerst reiche Darlegung der zahlreichen Weisen der Gegenwart Christi in der Liturgie. Diese ist so wichtig, dass sie zum Gegenstand ständiger Predigttätigkeit werden muss: Christus ist im Priester gegenwärtig, der die Messe zelebriert und so auf dem Altar dasselbe und einzige Kreuzesopfer erneuert; er ist gegenwärtig in den Sakramenten, in denen seine wirkungsvolle Kraft am Werk ist. Wenn sein Wort verkündet wird, ist er es selbst, der zu uns spricht. Außerdem ist er kraft seiner Verheißung in der Gemeinschaft gegenwärtig: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Aber „vor allem ist er unter den eucharistischen Gestalten“ gegenwärtig. Mein Vorgänger Paul VI. hielt es für notwendig, die Einzigartigkeit der Realpräsenz Christi in der Eucharistie zu erklären: sie „wird ,wirklich‘ genannt, nicht im ausschließlichen Sinne, als ob die anderen nicht ,wirkliche‘ wären, sondern hervorhebend, weil sie substanziell ist“. Unter den Gestalten von Brot und Wein ist „der ganze und vollständige Christus in seiner physischen ,Realität‘ auch körperlich gegenwärtig“.

Auch im Bericht über die Erscheinung des Auferstandenen bei den Jüngern in Emmaus werden die Schrift und die Eucharistie als Orte der Begegnung mit Christus nahegelegt. Außerdem heißt es im Evangelientext über das Jüngste Gericht (vgl. Mt 25,31-46), dass wir aufgrund unserer Liebe zu den Notleidenden gerichtet werden, in denen der Herr Jesus auf geheimnisvolle Weise gegenwärtig ist. Dieser Text deutet an, dass wir auch einen dritten Ort der Begegnung mit Christus nicht vernachlässigen dürfen: „die Personen, insbesondere die Armen, mit denen sich Christus identifiziert“. Papst Paul VI. erinnerte bei der Schließung des Zweiten Vatikanischen Konzils daran, dass wir „im Angesicht eines jeden Menschen, besonders wenn es durch Tränen und Leiden transparent wurde, das Antlitz Christi (vgl. Mt 25,40), des Menschensohnes, erkennen können und müssen“.