09.09.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 09.09.2017

Der Christ wird sich nun erinnern müssen, dass die eigentlichen Gründe für die Auferlegung der Heiligung des »Herrentages« gültig bleiben, auch wenn für ihn die Bestimmungen des jüdischen Sabbats fallen gelassen und von der »Erfüllung« des Sonntags überwunden worden sind. Sie sind in der Feierlichkeit des Dekalogs verhaftet und müssen im Licht der Theologie und Spiritualität des Sonntags wieder gelesen werden. »Achte den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten« (Dtn 5,12-15). Die Einhaltung des Sabbats erscheint hier sehr eng verbunden mit dem Werk der Befreiung, das Gott für sein Volk durchgeführt hat.

Christus ist gekommen, um einen neuen »Auszug« durchzuführen, er ist gekommen, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen. Er hat viele Heilungen sicher nicht deshalb am Sabbat vollbracht (vgl. Mt 12,9-14 par), um den Tag des Herrn zu verletzen, sondern um dessen volle Bedeutung zu verwirklichen: »Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat« (Mk 2,27). Indem er der von manchen seiner Zeitgenossen allzu streng nach dem Buchstaben des Gesetzes vorgenommenen Auslegung widerspricht und den authentischen Sinn des biblischen Sabbats entwickelt, führt Jesus, der »Herr über den Sabbat« (Mk 2,28), die Einhaltung dieses Tages auf seinen befreienden Charakter zurück, der gleichzeitig zur Wahrung der Rechte Gottes und der Rechte des Menschen bestimmt ist. So wird verständlich, warum sich die Christen als Verkünder der im Blut Christi erfüllten Befreiung zu Recht ermächtigt fühlten, den Sinn des Sabbats auf den Tag der Auferstehung zu übertragen. Das Pascha Christi hat in der Tat den Menschen von einer viel radikaleren Versklavung befreit als jener, die auf einem unterdrückten Volk lastet: Die Sklaverei der Sünde, die den Menschen von Gott entfernt, entfernt ihn auch von sich selbst und von den anderen und hinterläßt in der Geschichte immer neue Keime der Bosheit und Gewalt.