09.03.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Rosenkranz: Mit Maria Christus bitten und verkünden

Mit Maria Christus bitten

Christus hat uns aufgetragen, uns mit Beharrlichkeit und Vertrauen an Gott zu wenden, um Erhörung zu finden: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet“ (Mt 7,7).

Das Fundament dieser Kraft des Gebetes ist die Güte des Vaters, aber auch die Mittlerschaft Christi vor Gott (vgl. 1 Joh 2,1) und das Wirken des Heiligen Geistes, der „für uns eintritt“ nach dem Plane Gottes (vgl. Röm 8,26-27). Tatsächlich „wissen wir nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen“ (Röm 8,26) und manchmal werden wir nicht erhört, weil wir „schlecht bitten“ (vgl.

Jak 4,2-3).

Zur Unterstützung unseres Betens, welches Christus und der Geist in unserem Herzen hervorbringen, kommt uns Maria mit ihrer mütterlichen Fürsprache zu Hilfe. „Das Gebet der Kirche ist durch das Gebet Marias wie getragen“.

Tatsächlich ist es so, dass, wenn Jesus, der einzige Mittler, der Weg unseres Gebetes ist, Maria, die ganz durchlässig für ihn war, uns den Weg zeigt. „Ausgehend von dieser einzigartigen Mitwirkung Marias am Wirken des Heiligen Geistes haben die Kirchen das Gebet zur heiligen Mutter Gottes entfaltet. Sie richteten dieses Gebet ganz auf Christus aus, wie er sich in seinen Mysterien zeigt“. Gerade bei der Hochzeit zu Kana verdeutlicht das Evangelium die Wirksamkeit der Fürbitte Marias, die sich bei Jesus zur Sprecherin für menschliche Anliegen macht: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 2,3).

Der Rosenkranz ist gleichzeitig Betrachtung und Bittgebet. Die beharrliche Anrufung der Mutter Gottes stützt sich auf das Vertrauen, dass ihre mütterliche Fürsprache beim Herzen ihres Sohnes alles vermag. Sie ist „allmächtig aus Gnade“, wie der selige Bartolo Longo es in einer kühnen Formulierung, die richtig verstanden werden muss, in seiner Supplica alla Vergine formulierte. Dies ist eine Sicherheit, die sich, ausgehend vom Evangelium, im gläubigen Volk im Laufe

der Zeit immer mehr gefestigt hat. Der große Dichter Dante hat dies, ganz in der Meinung des heiligen Bernhard, in wunderbarer Weise formuliert, wenn er singt: „Du bist als Frau so groß und giltst so viel, / dass, wer nach Gnade dürstend dich nicht anruft, / umsonst zu fliegen suchte, ohne Flügel“. Während wir im Rosenkranz zu Maria flehen, stellt sie, das Heiligtum des Heiligen Geistes (vgl. Lk 1,35), sich für uns vor den Vater, der sie mit Gnade erfüllt hat, und vor den

Sohn, der aus ihrem Schoß geboren wurde, um für uns und mit uns zu beten.

Mit Maria Christus verkünden

Der Rosenkranz stellt ebenso einen Weg der Verkündigung und der Vertiefung dar, auf dem sich das Christusgeheimnis unaufhörlich auf den verschiedenen Ebenen der christlichen Erfahrung vergegenwärtigt. Seine Struktur ist die der betenden und betrachtenden Darstellung, die danach strebt, den Christen nach dem Herzen Jesu Christi zu formen. In der Tat müssen beim Rosenkranzgebet alle seine Elemente für eine gute Betrachtung entsprechend geschätzt

werden. Nur dann erwächst aus ihm, besonders beim gemeinschaftlichen Gebet in den Pfarreien und an Wallfahrtsorten, eine bedeutende katechetische Möglichkeit, die die Hirten zu nutzen wissen sollten.

Die Jungfrau des Rosenkranzes führt auch in dieser Weise ihr Werk der Verkündigung Christi fort. Die Geschichte des Rosenkranzes zeigt uns, wie gerade dieses Gebet in schwierigen Zeiten besonders von den Dominikanern benutzt wurde, um die Kirche vor den sich verbreitenden Häresien zu schützen.

Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen. Warum nehmen wir den Rosenkranz nicht mit dem Glauben unserer Vorfahren in die Hände? Der Rosenkranz bewahrt seine ganze Kraft und bleibt ein nicht zu vernachlässigender Schatz für die pastorale Ausrüstung jeder guten Glaubensverkündigung.

Apostolisches Schreiben „ Rosarium Virginis Mariae“, 16. Oktober 2002