08.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 08.08.2017

Christus sieht im Herzen, im Innern des Menschen den Ursprung der Reinheit, aber auch der sittlichenUnreinheit, beide in der fundamentalen, allgemeinen Bedeutung des Wortes. Das wird zum Beispiel aus der Antwort an die Pharisäer deutlich, die sich darüber entrüsten, dass seine Jünger »die Überlieferung der Alten mißachten, denn sie waschen sich nicht die Hände

vor dem Essen« (Mt 15, 2). Jesus sagte darauf zu den Anwesenden: »Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein« (Mt 15, 11). Seinen Jüngern erklärte er diese Worte als Antwort auf die Frage des Petrus folgendermaßen: » . . . Was aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein« (Mt 15, 18-20; vgl. auch Mk 7, 20-23).

Die oben angeführte Aussage (Mt 15, 18-20) ist vor allem aus semantischen Gründen wichtig. Wenn wir von der Reinheit im moralischen Sinn, also von der Tugend der Reinheit sprechen, bedienen wir uns einer Analogie, nach welcher das sittlich Schlechte eben mit der Unreinheit verglichen wird. Sicherlich gehörte diese Analogie schon seit den ältesten Zeiten in den Bereich ethischer Begriffe. Christus greift sie wieder auf und bekräftigt sie in ihrem ganzen Umfang: »Was aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.« Hier spricht Christus von jedem moralischen Übel, von jeder Sünde, das heißt von den Übertretungen der verschiedenen Gebote, und zählt »böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen« auf, ohne sich auf eine besondere Art von Sünde zu beschränken. Daraus geht hervor, dass der Begriff der »Reinheit« und der »Unreinheit« im moralischen Sinn vor allem ein allgemeiner und kein spezifischer Begriff ist: für den jedes sittlich Gute Ausdruck der Reinheit und jedes sittlich Schlechte der Unreinheit ist. Die Aussage von Matthäus 15, 18-20 bezieht die Reinheit nicht nur auf den Moralbereich im Zusammenhang mit dem Gebot »Du sollst nicht die Ehe brechen« und »Begehre nicht deines Nächsten Frau«, also auf jenen Bereich der Beziehungen zwischen Mann und Frau, soweit sie den Körper und die entsprechende Begierde betreffen.

Ähnlich können wir die Seligpreisung der Bergpredigt, die an die Menschen »reinen Herzens« gerichtet ist, sowohl im allgemeinen als auch in jenem mehr besonderen Sinn verstehen. Allein der jeweilige Kontext erlaubt eine Abgrenzung und Präzisierung dieser Bedeutung.