08.01.2017

Fest der Taufe des Herrn

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Zeit der Weihnachtsfeiertage und der Epiphanie findet ihren Abschluß im heutigen Fest der Taufe des Herrn im Jordan. Die Evangelien berichten übereinstimmend, dass der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkam, als dieser aus dem Wasser stieg; zugleich war aus der Höhe die Stimme des himmlischen Vaters zu vernehmen, der sagte: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden« (Mk 1, 11).

Inmitten der Buße tuenden Menschen hatte Jesus Johannes den Täufer um die Taufe gebeten, was seinen Vorläufer nicht wenig überraschte. Aber gerade diese Geste offenbart die Einzigartigkeit der messianischen Sendung Jesu: Sie besteht in der Erfüllung des Willens des Vaters, indem Er sich zur »Sühne für unsere Sünden« macht (vgl. 1 Joh 4, 10).

Die demütige Anteilnahme mit den Sündern wird Ihn schließlich zum Tod am Kreuz bringen.

Das Eintauchen in den Tod und die Auferstehung Christi befreit den Menschen vollkommen von der Sünde und vom Tod und bewirkt eine Neugeburt nach dem Geist zu einem Leben, das nie enden wird. Dies ist die Taufe, die der Auferstandene den Aposteln anvertraute, als er sie in die ganze Welt aussandte (vgl. Mt 28, 19).

Am heutigen Morgen hatte ich die Freude, traditionsgemäß einigen Neugeborenen eben diese Taufe zu spenden. Die Kindertaufe, die in der christlichen Tradition von so großer Bedeutung ist, läßt uns die wahre Natur des Heils mit unmittelbarer Aussagekraft verstehen: Es ist Gnade, das heißt ein ungeschuldetes Geschenk des Herrn, denn Gott liebt uns stets als erster, und im Blut seines Sohnes hat er den Preis für unseren Freikauf schon bezahlt.

Daher ist es gut, dass die christlichen Eltern sich dazu aufgerufen fühlen, ihre Kinder zum Taufbecken zu bringen, damit sie kraft des Glaubens der Kirche das große Geschenk des göttlichen Lebens erhalten. Durch ihr Vorbild, ihr Gebet und ihre Unterweisung sollen die Eltern außerdem die ersten Erzieher der Kinder zum Glauben sein, damit dieser Same neuen Lebens zur vollen Reife gelangen kann.

Angelus, 12.01.2003