07.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Liebe Gott Vaters

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (ebd., 3,16). Gott liebt die Welt! Und trotz der Ablehnung, zu der sie fähig ist, wird sie bis zum Ende geliebt werden. »Der Vater liebt euch« seit jeher und für immer: das ist die unglaubliche Neuheit, »diese einfache und erschütternde Verkündigung ist die Kirche dem Menschen schuldig« (vgl. Christifideles laici, 34). Wenn der Sohn uns auch nur dieses eine Wort gesagt hätte, würde das schon genügen. »Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es!« (1 Joh 3,1). Wir sind keine Waisen, Liebe ist möglich. Denn – wie Ihr wißt – kann man nicht lieben, ohne geliebt zu werden.

Wie aber soll diese Frohbotschaft verkündet werden? Jesus zeigt uns den Weg: wir müssen auf den Vater hören, um seine Lehre anzunehmen (Joh 6,45), und an seinem Wort festhalten (vgl. ebd., 14,23). Diese Erkenntnis des Vaters wird mehr und mehr wachsen: »Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen« (ebd., 17,26), und das Wirken des Geistes wird zur ganzen Wahrheit führen (vgl. ebd., 16,13).

In unserer Zeit sind in der Kirche wie in der Welt mehr denn je »Missionare« notwendig, die fähig sind, mit Wort und Zeugnis diese grundlegende und tröstende gewissheit zu verkünden. Laßt Euch, Jugendliche von heute und Erwachsene des neuen Jahrtausends, in diesem bewusstsein in der Schule Jesu »formen«. Werdet in der Kirche und in den verschiedenen Bereichen Eures täglichen Lebens glaubhafte Zeugen der Liebe des Vaters! Verdeutlicht sie durch Eure Entscheidungen und Eure Haltung, im Umgang mit anderen Menschen und durch Euren Dienst an ihnen, durch die gewissenhafte Befolgung des Willens und der Gebote Gottes.

»Der Vater liebt euch.« Diese wunderbare Botschaft wird in das Herz des Gläubigen eingegeben, der, wie der Jünger, den Jesus liebte, seinen Kopf an die Brust des Meisters lehnte und seine Worte aufnimmt: »Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren« (vgl. ebd., 14,21), denn »das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast« (ebd., 17,3).

Der Vater liebt euch! Das bewusstsein von diesem von Gott Auserwähltsein drängt die Gläubigen unweigerlich, »in Anhänglichkeit an Christus, den Erlöser der Menschen, einen Weg echter Umkehr zu beschreiten. […] Das ist der geeignete Rahmen für die Wiederentdeckung und intensive Feier des Bußsakramentes in seiner tiefsten Bedeutung« (Tertio millennio adveniente, 50).

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Wie ausdrucksvoll ist doch das Gleichnis vom verlorenen Sohn! Von dem Augenblick an, in dem er das Haus verläßt, sorgt sich der Vater um ihn: er wartet, hofft, schaut nach ihm aus. Er achtet die Freiheit des Sohnes, aber er leidet. Als dieser schließlich zurückkehrt, geht der Vater ihm entgegen, umarmt ihn und befiehlt voll Freude: »Steckt ihm einen Ring an die Hand« – Zeichen des Bündnisses –, »holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an« – Zeichen des neuen Lebens –, »zieht ihm Schuhe an« – Zeichen wiedergewonnener Würde –, »wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden« (vgl. Lk 15,11–32).