07.02.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. über die Notwendigkeit zum freudigen Zeugnis für Christus

1. Die Liturgie des heutigen Sonntags stellt uns im Prolog des Johannesevangeliums von neuem das erhabene Geheimnis der Menschwerdung des ewigen Wortes vor, das gekommen ist, um unter uns zu wohnen.

Der Evangelist schreibt: »In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst« (Joh 1, 4-5). Denjenigen jedoch, die dieses Licht aufnahmen, wurde die Macht gegeben, »Kinder Gottes zu werden« (vgl. V. 12). Er schließt dann mit dieser feierlichen Feststellung: »Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht« (V. 18).

Diese Worte, die seit mehr als 2000 Jahren im Herzen der Kirche erklingen, haben nichts von ihrer Neuheit und Aktualität eingebüßt. In Jesus, dem eingeborenen Sohn des Vaters, offenbart sich Gott vollkommen, und er gibt jedem Menschen, der ihn als Erlöser anerkennt, Anteil an seinem Leben. Das in Betlehem geborene Kind ist wirklich der »Altersgenosse« jedes Menschen, der das Licht der Welt erblickt.

2. Das Kind ist daher auch unser »Zeitgenosse«. Die Gaben des Herrn werden nie vergehen. Das ist die frohe Botschaft des Weihnachtsfests: Das göttliche Licht, das die Herzen von Maria und Josef durchströmte und die Schritte der Hirten und Magier leitete, strahlt auch heute für uns.

Das eigentliche Drama besteht darin, dass Christus, das Licht der Welt, von vielen nicht gekannt, von anderen nicht angenommen, ja sogar abgelehnt wird. In unserer Gesellschaft ist leider eine von Egoismus getränkte Kultur weit verbreitet, die sich der Kenntnis und Liebe Gottes verschließt. Es ist eine Kultur, die eine feste Bezugnahme auf die göttliche Transzendenz faktisch verweigert und hierdurch Verwirrung und Unzufriedenheit, Gleichgültigkeit und Einsamkeit, Haß und Gewalt verursacht. Wie dringend notwendig ist daher ein freudiges Zeugnis für die eine — alte und doch stets neue — Heilsbotschaft des Evangeliums des Lebens und des Lichts, der Hoffnung und der Liebe!

3. Maria, der Stern der Evangelisierung, die wir vertrauensvoll anrufen, komme uns allezeit zu Hilfe, damit wir unserer christlichen Berufung treu bleiben und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden, die wir zu Beginn dieses neuen Jahres so stark empfinden, verwirklichen können.

Angelus, 5. Januar 2003