06.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 06.08.2017

Christus ist der Mittelpunkt der Verklärung. Auf ihn sind zwei Zeugen des Alten Testaments ausgerichtet: Mose, Vermittler des Gesetzes, und Elija, Prophet des lebendigen Gottes. Die von der Stimme des Vaters verkündete Gottheit Christi wird auch von den Symbolen verdeutlicht, die Markus in seinen malerischen Zügen zeichnet. Er spricht in der Tat vom Licht und vom strahlenden Weiß, die Ewigkeit und Transzendenz darstellen: »Seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann« (Mk 9,3). Dann ist dort die Wolke, das Zeichen der Gegenwart Gottes beim Auszug des Volkes Israel und im Zelt des Bundes (vgl. Ex 13,21–22; 14,19.24; 40,34.38).

Und in der Matutin der Verklärung setzt die orientalische Liturgie den Lobpreis fort: »Unveränderliches Licht vom Licht des Vaters, o Wort, in deinem strahlenden Licht haben wir heute am Tabor das Licht gesehen, das der Vater ist, und das Licht, das der Geist ist; ein Licht, das jedes Geschöpf erleuchtet.«

Dieser liturgische Text unterstreicht die trinitarische Dimension der Verklärung Christi auf dem Berg. Denn hier ist die Gegenwart des Vaters durch sein offenbarendes Wort deutlich geworden. Die christliche Überlieferung erkennt mit einbezogen auch die Gegenwart des Heiligen Geistes in Anbetracht des vergleichbaren Geschehens bei der Taufe im Jordan, wo der Geist in Gestalt einer Taube auf Christus herabkam (vgl. Mk 1,10). Das Gebot des Vaters: »Auf ihn sollt ihr hören« (Mk 9,7) setzt in der Tat voraus, dass Jesus vom Heiligen Geist erfüllt ist, so wie seine Worte »Geist und Leben« sind (vgl. Joh 6,63; 3,34–35).

So kann man einen Berg ersteigen, um innezuhalten, um zu betrachten und um sich in das Geheimnis des Lichtes Gottes zu versenken. Nach einem Bild, das die Mystiker besonders lieben, sind im Tabor alle Berge, die uns zu Gott führen, dargestellt. Ein weiterer Text der Ostkirche fordert uns zu diesem Aufsteigen nach oben und zum Licht auf: »Kommt, Völker, folgt mir! Steigen wir auf den heiligen und himmlischen Berg, bleiben wir geistlich in der Stadt des lebendigen Gottes und betrachten wir im Geiste die Gottheit des Vaters und des Geistes, die im eingeborenen Sohn erstrahlt« (vgl. Troparion zum Schluß des Kanons des hl. Johannes von Damaskus).

Wir betrachten in der Verklärung nicht nur das Geheimnis Gottes, indem wir von Licht zu Licht gehen (vgl. Ps 36,10), sondern wir sind auch eingeladen, das an uns gerichtete Wort Gottes zu hören. Über dem Wort des Gesetzes bei Mose und der Weissagung bei Elija ist das Wort des Vaters zu hören, der auf das des Sohnes verweist, wie ich vorhin andeutete. Der Vater stellt seinen »geliebten Sohn« vor mit der Aufforderung, auf ihn zu hören (vgl. Mk 9,7).

In der Auslegung des Verklärungsgeschehens stellt der Zweite Petrusbrief die Stimme Gottes ganz besonders heraus. Jesus Christus »hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen; denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen« (2 Petr 1,1719).

Anschauen und Zuhören, Betrachten und Folgsamsein sind also die Wege, die uns zum heiligen Berg führen, auf dem sich die Dreifaltigkeit in der Herrlichkeit des Sohnes offenbart. »Die Verklärung gibt uns eine Vorahnung der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, ›der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes‹ (Phil 3,21). Sie sagt uns aber auch, dass wir ›durch viele Drangsale … in das Reich Gottes gelangen‹ müssen (Apg 14,22)« (KKK, 556).

Wie uns die Spiritualität der orientalischen Kirche nahelegt, stellt uns die Liturgie von der Verklärung in den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes eine »Dreiheit« vor Augen, die die göttliche Dreifaltigkeit betrachtet. Wie die drei Jünglinge im Feuerofen aus dem Buch Daniel (vgl. 3,5190) preist die Liturgie »Gott, Vater und Schöpfer, sie besingt das Wort, das ihnen zur Hilfe herabkam und das Feuer in Tau verwandelte, und lobpreist den Heiligen Geist, der durch die Jahrhunderte allen das Leben gibt« (vgl. Matutin am Fest der Verklärung).

Auch wir beten nun zum verklärten Christus mit den Worten des Kanons des hl. Johannes von Damaskus: »Du hast mich durch die Sehnsucht nach dir an dich gezogen, o Christus, und mich mit deiner göttlichen Liebe verwandelt. Verbrenne meine Sünden im unangreifbaren Feuer und erfülle mich mit deiner Sanftheit, damit ich vor Freude schaudere und deine Offenbarungen lobpreise.«