05.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zu Jesu Offenbarung des Vaters

»Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus« (Eph 1,3). Diese Worte des Apostels Paulus geben uns eine gute Einführung in die bedeutende Neuartigkeit der Kenntnis des Vaters, wie sie aus dem Neuen Testament hervorgeht. Hier erscheint Gott in seiner dreifaltigen Gestalt. Seine Vaterschaft beschränkt sich nicht mehr darauf, das Verhältnis zu den Geschöpfen zu zeigen, sondern bringt die grundlegende Beziehung zum Ausdruck, die sein inneres Leben kennzeichnet. Es handelt sich nicht mehr um einen allgemeinen Wesenszug Gottes, sondern um eine Eigenschaft der ersten göttlichen Person. In seinem Geheimnis der Dreifaltigkeit ist Gott nämlich Vater seinem Wesen nach, er ist seit ewigen Zeiten Vater, da er seit ewigen Zeiten das Wort zeugt – eines Wesens mit ihm und im Heiligen Geist, »der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht«, mit ihm verbunden. Durch seine erlösende Menschwerdung wird das Wort mit uns solidarisch, gerade um uns in dieses Kindschaftsverhältnis einzuführen, das er seit aller Ewigkeit besitzt. »Allen aber, die ihn aufnahmen – schreibt der Evangelist Johannes –, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden« (Joh 1,12).

Grundlage dieser besonderen Offenbarung des Vaters ist die Erfahrung Jesu. Aus seinen Worten und Einstellungen ist ersichtlich, dass er seine Beziehung zum Vater auf ganz einzigartige Weise erlebt. In den Evangelien können wir feststellen, dass Jesus »seine Sohnschaft von derjenigen der Jünger unterschied, indem er nie ›unser Vater‹ sagte, außer um ihnen aufzutragen: ›So sollt ihr beten: Unser Vater‹ (Mt 6,9). Ja, er hob den Unterschied deutlich hervor: ›Mein Vater und euer Vater‹ (Joh 20,17)« (KKK, 443).

Schon als Kind antwortet er Maria und Josef, die ihn voller Angst gesucht hatten: »Wußtet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?« (Lk 2,49). Den Juden, die ihm immer stärker zusetzten, weil er am Sabbat eine Wunderheilung gewirkt hatte, sagte er: »Mein Vater ist noch immer am Werk, und auch ich bin am Werk« (Joh 5,17). Am Kreuz fleht er den Vater an, seinen Peinigern zu vergeben und seinen Geist aufzunehmen (Lk 23,34.46). Der Unterschied zwischen der Art, wie Jesus die Vaterschaft Gottes ihm gegenüber empfindet, und der, die alle anderen menschlichen Wesen betrifft, ist in seinem Bewusstsein verankert; Jesus bestätigt sie in den Worten, die er nach der Auferstehung an Maria von Magdala richtet: »Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott« (Joh 20,17).