05.09.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Tagesheiligen Mutter Teresa

»Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein« (Mk 10,43). Tief bewegt gedenken wir heute Mutter Teresas, einer herausragenden Dienerin der Armen, der Kirche und der ganzen Welt. Ihr Leben ist ein Zeugnis für die Würde und den Vorrang des demütigen Dienstes. Sie wollte nicht nur die Geringste, sondern die Dienerin der Geringsten sein. Wie eine wahre Mutter der Armen beugte sie sich herab zu allen, die unter verschiedenen Formen von Armut leiden. Ihre Größe bestand in der Fähigkeit, zu geben, ohne die Kosten zu berechnen; zu geben, »bis es wehtut«. Ihr Leben war ein radikales Dasein und eine mutige Verkündigung des Evangeliums.

Jesu Ruf am Kreuz: »Mich dürstet!« (Joh 19,28), ein Ausdruck der tiefen Sehnsucht Gottes nach dem Menschen, durchdrang Mutter Teresas Seele und fand in ihrem Herzen fruchtbaren Boden. Den Durst Jesu nach Liebe und nach Seelen in Vereinigung mit Maria, der Mutter Jesu, zu stillen wurde das alleinige Ziel von Mutter Teresas Leben und die innere Kraft, die sie über sich selbst hinauswachsen und über den Globus »eilen« ließ, um für die Rettung und Heiligung der Ärmsten der Armen tätig zu sein.

»Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). Dieser Satz aus dem Evangelium, der so entscheidend ist für das Verständnis von Mutter Teresas Dienst an den Armen, war die Grundlage ihrer vom Glauben erfüllten Überzeugung, dass sie, wenn sie den gebrochenen Leib der Armen berührte, den Leib Christi berührte. Ihr Dienst hatte Jesus zum Ziel, der sich unter der leidvollen Maske der Ärmsten der Armen verbirgt. Mutter Teresa erhellt den tiefsten Sinn des Dienens – eine Tat der Liebe für die Hungrigen, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die Kranken und die Gefangenen (vgl. Mt 25,34–36) ist für Jesus selbst getan.

Mutter Teresa fand ihre tiefste Erfüllung und lebte die edelsten Eigenschaften ihres Frauseins in der vollkommenen Hingabe ihrer selbst an Gott und den Nächsten. Sie wollte ein Zeichen »der Liebe Gottes, der Gegenwart Gottes und der Barmherzigkeit Gottes« sein und alle an den Wert und die Würde jedes Gotteskindes erinnern, das »geschaffen war, zu lieben und geliebt zu werden«. Mutter Teresa »führte also Seelen zu Gott, und den Seelen brachte sie Gott«, und sie stillte den Durst Christi, besonders nach denen in größter Not, nach denen, deren Gottesbild durch Leiden und Schmerzen getrübt war.