05.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. - Weiheakt an die Gottesmutter

„Frau, siehe, dein Sohn!“ (Joh 19,26).

Das Heilige Jahr geht dem Ende zu.

Du, Mutter, hast uns während dieses Jubiläums Jesus gezeigt,

die gebenedeite Frucht deines reinen Leibes,

das Wort, das Fleisch geworden ist, den Erlöser der Welt.

Sein Wort, das uns auf dich hinweist und

dich zu unserer Mutter macht, klingt wohl in unseren Ohren:

„Frau, siehe, dein Sohn!“.

Indem er dir den Apostel Johannes und mit ihm

die Söhne und Töchter der Kirche, ja alle Menschen anvertraute,

verringerte Christus seine ausschließliche Rolle

als Erlöser der Welt nicht, sondern bekräftigte sie.

Du bist der Glanz, der das Licht Christi nicht mindert,

denn du lebst in ihm und durch ihn.

Dein ganzes Sein ist Zustimmung: „fiat“. Du bist die Unbefleckte,

du bist die Fülle und der Widerschein der Gnade.

Sieh da, deine Söhne und Töchter, die beim Anbruch

des neuen Jahrtausends hier um dich versammelt sind.

Durch die Stimme des Nachfolgers Petri

im Verein mit den Stimmen der Bischöfe,

die aus allen Teilen der Welt hier zusammengekommen sind,

sucht die Kirche heute bei dir Zuflucht.

Sie stellt sich unter deinen mütterlichen Schutz.

Sie bittet vertrauensvoll um deine Fürsprache

angesichts der Herausforderungen der Zukunft.

...

Wir wollen dir heute die Zukunft anvertrauen, die vor uns liegt.

Wir bitten dich, uns auf unserem Weg zu begleiten.

Wir Männer und Frauen leben in einer außergewöhnlichen Zeit,

die zugleich verheißungsvoll und schwierig ist.

Die Menschheit besitzt heute nie dagewesene Mittel zur Macht:

Sie ist imstande, diese Welt zu einem blühenden Garten zu machen

oder sie völlig zu zerstören.

Die Menschheit hat die außerordentliche Fähigkeit erlangt,

sogar in die Anfänge des Lebens einzugreifen.

Sie kann dies zum Wohl aller im Rahmen des Moralgesetzes nutzen

oder dem kurzsichtigen Hochmut einer Wissenschaft nachgeben,

die keine Grenzen anerkennt und

sogar die gebührende Achtung vor jedem Menschenleben verweigert.

Die Menschheit steht heute

an einem Scheideweg wie nie zuvor.

Die Rettung, o heiligste Jungfrau,

ist wiederum dein Sohn Jesus allein.

 

Deshalb wollen wir dich, Mutter, wie der Apostel Johannes

bei uns aufnehmen (vgl. Joh 19,27),

um von dir zu lernen, deinem Sohn ähnlich zu werden.

„Frau, siehe, deine Söhne und Töchter!“

Wir stehen hier vor dir

und wollen uns selbst, die Kirche und die ganze Welt

deinem mütterlichen Schutz anvertrauen.

Bitte deinen Sohn für uns,

daß er uns den Heiligen Geist in Fülle schenke,

den Geist, der Wahrheit, aus dem das Leben hervorgeht.

Empfange ihn für uns und mit uns

wie in der Urgemeinde von Jerusalem,

die sich am Pfingsttag um dich geschart hat (vgl. Apg 1,14).

Der Geist Gottes öffne die Herzen für die Liebe und Gerechtigkeit.

Er wecke in den Personen und Nationen gegenseitiges Verständnis

und den festen Willen zum Frieden.

Wir vertrauen dir alle Menschen an, zuerst die schutzlosesten:

die Kinder, die noch nicht zur Welt gekommen sind,

und die Kinder, die in Armut und Leid geboren werden;

die Jugendlichen, die auf der Suche nach einem Lebensziel sind;

die Menschen ohne Arbeit

und diejenigen, die Hunger und Krankheit erleiden.

Wir vertrauen dir die zerrütteten Familien an,

die Alten, denen niemand beisteht,

und alle, die verlassen und ohne Hoffnung sind.

 

Mutter, du kennst die Leiden und

Hoffnungen der Kirche und der Welt.

Steh deinen Söhnen und Töchtern in den Prüfungen bei,

die der Lebensalltag für jeden bereithält.

Gib, dass dank des gemeinsamen Bemühens aller

die Finsternis nicht über das Licht siegt.

Dir, Morgenröte der Erlösung, vertrauen wir

unseren Weg ins neue Jahrtausend an,

damit alle Menschen unter deiner Führung Christus finden,

das Licht der Welt und den einzigen Erlöser,

der herrscht mit dem Vater und dem Heiligen Geist

in Ewigkeit. Amen.