04.12.2017

Hl. Papst Johannes Paul II.: Wir sind alle zur Heiligkeit berufen

„Im Leben eines gläubigen Christen“, sagte Josemaría Escrivá gern, „ist Gott immer zugegen – und zwar in jedem Augenblick, wenn er arbeitet oder sich erholt, wenn er betet oder schläft (Betrachtungen, 3. März 1954). Diese übernatürliche Sicht des Lebens öffnet weite und reiche Horizonte des Heils. Denn Gott kommt uns nahe auch in den scheinbar einförmigen Umständen normaler irdischer Vorgänge, und wir können an seinem Heilsplan mitwirken.

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Folgt Gottes Spuren und verbreitet in der Gesellschaft das Bewusstsein, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind, ohne dabei Unterschiede zu machen nach Hautfarbe, Gesellschaftsschicht, Kultur oder Alter. Bemüht ihr selbst euch als erste darum, heilig zu sein, indem ihr einen evangelischen Stil der Demut und des Dienstes pflegt, des Vertrauens in die Vorsehung und des ständigen Hörens auf die Stimme des Geistes. Auf diese Weise werdet ihr das „Salz der Erde“ (vgl. Mt 5,13) sein, und es wird „euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (ebd., 5,16).

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Gewiss, wer der Sache des Evangeliums treu zu dienen sucht, dem fehlt es nicht an Unverständnis und Schwierigkeiten. Der Herr reinigt und formt mit der geheimnisvollen Kraft des Kreuzes diejenigen, die er in seine Nachfolge beruft; doch im Kreuz – so sagte es der neue Heilige immer wieder – finden wir Licht, Frieden und Freude: Lux in Cruce, requies in Cruce, gaudium in Cruce! Seit dem siebten August neunzehnhunderteinunddreißig, als während der Feier der Heiligen Messe in seiner Seele die Worte Jesu „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“ (Joh 12,32) ertönten, verstand Josemaría Escrivá klarer, dass die Aufgabe der Getauften darin besteht, das Kreuz Christi an die Spitze jeder menschlichen Realität zu erheben, und nahm in seinem Inneren den mitreissenden Ruf wahr, alle Bereiche der Gesellschaft zu evangelisieren. Er nahm darauf hin ohne zu zögern die von Jesus an den Apostel Petrus ergangene Einladung an, die vorhin über diesen Platz hallten: Duc in altum!“. Er gab sie an seine ganze geistliche Familie weiter, damit sie der Kirche einen gültigen Beitrag der Gemeinschaft und des apostolischen Dienstes darbringe. Diese Einladung richtet sich heute an uns alle. „Fahr hinaus auf den See“, sagt uns der göttliche Meister, „dort werft eure Netze zum Fang aus!“ (Lc 5,4).