04.06.2017

Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt« (Apg 2,4).

So geschah es an Pfingsten in Jerusalem. Heute haben wir uns auf diesem Platz, dem Mittelpunkt der katholischen Welt, versammelt und erleben aufs neue die Atmosphäre jenes Tages. Auch in unserer Zeit weht in der Kirche, ebenso wie damals im Abendmahlssaal, ein »heftiger Wind«. Die Kirche erfährt den göttlichen Hauch des Geistes, der sie für die Evangelisierung der Welt offen macht.

»Das Licht des Heiligen Geistes bricht aus den ersten Worten der Apostelgeschichte hervor […] Das stürmische Wehen des göttlichen Geistes geht den Verkündern des Evangeliums voran und begleitet sie; es dringt in die Seelen ihrer Zuhörer ein und weitet die Zelte der Katholischen Kirche bis an die äußersten Grenzen der Erde, um alle Jahrhunderte der Geschichte zu durchlaufen« (vgl. Discorsi Messaggi Colloqui del S. Padre Giovanni XXIII, II, S. 398).

Mit diesen Worten, die Papst Johannes am Pfingstfest 1960 sprach, hilft er uns, den unaufhaltsamen missionarischen Eifer zu verstehen, der dem am heutigen Hochfest gefeierten Geheimnis eigen ist. Das ursprüngliche Wesen der Kirche ist missionarisch, weil sie aus dem Vater hervorgeht, der Christus in die Welt gesandt hat; aus dem Sohn, der nach seinem Tod und seiner Auferstehung die Apostel zu allen Völkern ausgesandt hat; aus dem Heiligen Geist, der ihnen das nötige Licht und die Kraft zur Verwirklichung dieser Sendung eingibt.

Auch im Hinblick auf diese ursprüngliche, missionarische Dimension ist die Kirche Abbild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit: Sie spiegelt in der Geschichte die überreiche Fruchtbarkeit wider, die Gott selbst eigen ist, als beständige Quelle der Liebe, die Leben und Gemeinschaft hervorbringt. Mit ihrer Gegenwart und ihrem Wirken in der Welt verbreitet die Kirche diese geheimnisvolle Dynamik unter den Menschen; sie verbreitet das Reich Gottes, das »Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist« ist (Röm 14,17).