04.01.2017

An diesem ersten Sonntag des neuen Jahres, dem zweiten Sonntag nach Weihnachten, schlägt uns die Liturgie erneut den wundervollen Abschnitt aus dem Prolog des Evangeliums nach Johannes zur Meditation vor.

»Im Anfang« – so schreibt er – »war das Wort…« (Joh 1,1). Der griechische Begriff heißt »Logos«, in den Gedanken des Apostels jedoch wird ein Bezug zur Weisheit hergestellt, die im Alten Testament als lenkende Kraft des Kosmos und der Geschichte beschrieben wird. »Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott […] Alles ist durch das Wort geworden« (Joh 1,1.3).

Es folgt nun aber eine erstaunliche Aussage: »Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« (Joh 1,13). Gerade Johannes, der den Blick des Glaubens auf den göttlichen Ursprung Christi richtet, beharrt mit Nachdruck auf der Realität seiner Menschwerdung und stellt zwei scheinbar unvereinbare Begriffe nebeneinander: Wort und Fleisch. Ja! Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Er ist der eingeborene Sohn Gottes, den Johannes und die anderen Apostel »gehört«, »gesehen« und »angefaßt« haben (vgl. 1 Joh 1,1–3). In Seiner Menschheit wohnt die ganze Fülle der Gottheit (vgl. Kol 2,9).

Meine Lieben! Nähern wir uns unter der Führung des Evangelisten Johannes dem Geheimnis des Kindes von Betlehem, in dem Gott Sein Antlitz vollkommen offenbart hat. Verharren wir still mit der Jungfrau Maria vor dem ewigen Wort, das für uns zu einem kleinen Kind geworden ist. Damals wie heute gibt Er allen, die an Seinen Namen glauben, die Macht, »Kinder Gottes zu werden« (Joh 1,12). Dies ist das Geheimnis und das Geschenk des Weihnachtsfestes!

Angelus, 4. Januar 2004