03.03.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Fastenzeit als nutzbringende geistliche Übung

Liebe Brüder und Schwestern!

1. Am vergangenen Mittwoch sind wir mit dem Ritus der Aschenauflegung in die Fastenzeit eingetreten und haben den Bußweg zur Vorbereitung auf das Osterfest eingeschlagen als Gelegenheit für alle Getauften, den Geist des Glaubens zu erneuern und ihren Auftrag, konsequent nach dem Evangelium zu leben, besser zu erfüllen.

Wie der heutige Abschnitt aus dem Evangelium nahelegt (vgl. Mk 1, 12 –15), sind die Gläubigen während der vierzigtägigen Fastenzeit aufgerufen, Christus in die »Wüste« zu folgen, um mit Ihm den Geist des Bösen zu bekämpfen und zu besiegen. Es handelt sich um einen inneren Kampf, von dem der konkrete Lebenswandel abhängt, denn die Absichten und Handlungen des Menschen kommen von innen, aus seinem Herzen (vgl. Mk 7, 21). Deshalb kann man den Weg zur Gerechtigkeit und zum Frieden sowohl auf persönlicher Ebene als auch im sozialen Bereich nur durch eine Läuterung des Gewissens bereiten.

2. Im gegenwärtigen internationalen Kontext spüren wir noch stärker dieses Bedürfnis nach der Läuterung des Gewissens und nach der Bekehrung des Herzens zum wahren Frieden. In diesem Sinne ist das Bild Christi, der die Lügen Satans durch die Kraft der im Wort Gottes enthaltenen Wahrheit entlarvt und überwindet, äußerst aussagekräftig. Tief im Inneren jedes Menschen erklingen die Stimme Gottes und die hinterhältige Stimme des Bösen. Letztere versucht, den Menschen zu betrügen, indem sie ihn mit der Aussicht auf falsche Güter verführt, um ihn vom wahren Gut abzuhalten, das darin besteht, den Willen Gottes zu tun. Das demütige, vertrauensvolle und vom Fasten unterstützte Gebet ermöglicht es jedoch, auch die schwierigsten Prüfungen zu bestehen, und gibt den nötigen Mut, um das Böse mit dem Guten zu bekämpfen. So wird die Fastenzeit zu einer nutzbringenden geistlichen Übung.

3. Liebe Brüder und Schwestern! Bitten wir die allerseligste Jungfrau, sie möge uns allen dabei helfen, hochherzig auf diesem anspruchsvollen Weg der Fastenzeit voranzugehen. Euren Gebeten möchte ich insbesondere die Geistlichen Exerzitien anvertrauen, die ich wie in jedem Jahr ab heute abend zusammen mit den engsten Mitarbeitern der Römischen Kurie beginnen werde. Während dieser Woche der Stille und des Gebets werde ich die Bedürfnisse der Kirche und die Sorgen der ganzen Menschheit vor ugen haben, vor allem im Hinblick auf den Frieden im Irak und im Heiligen Land.

Angelus, 9. März 2003