01.09.2017

Hl. Papst Johannes Paul II.: Christus ist der Bräutigam

Wir befinden uns hier mitten im Ostergeheimnis, das Gottes bräutliche Liebe in ihrer Tiefe offenbart. Christus ist der Bräutigam, weil er sich verschenkt hat: Seinen Leib hat er hingegeben und sein Blut für uns vergossen (vgl. Lk 22,19-20). Die Tatsache, dass Jesus „seine Liebe bis zur Vollendung erwiesen“ hat (Joh 13,1), hebt den bräutlichen Sinn der Liebe Gottes hervor. Als Erlöser ist Christus der Bräutigam der Kirche. So dürfen wir in der Eucharistie, in der sich Christus den Leib der Kirche aufbaut, zu Recht das Sakrament des Bräutigams und der Braut sehen.

Daraus ergibt sich ein grundlegender Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum aller Getauften und dem Priestertum der geweihten Amtsträger (vgl. Interdikasteriale Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester). Die Kirche braucht geweihte Priester, die bei sakramentalen Vollzügen „in persona Christi“ handeln und den Bräutigam Christus gegenüber der Kirche als Braut repräsentieren. Oder anders gesagt: Die geweihten Hirten vertreten als Glieder des einen Leibes der Kirche dessen Haupt, das Christus ist. Daher sind jegliche Versuche, entweder den Laienstand zu klerikalisieren oder den Klerus zu laisieren, zurückzuweisen. Sie entsprechen nicht der geheimnisvollen Ordnung der Kirche, die ihr Stifter gewollt hat. Ebenso wenig dienen Tendenzen, die den Wesensunterschied zwischen Klerus und Laien einebnen wollen, der Weckung von Berufungen. Ich bitte Euch, liebe Brüder, die Sehnsucht nach geweihten Priestern in Euren Pfarrgemeinden unvermindert wachzuhalten. Auch eine lange Wartezeit, die der derzeitige Priestermangel mit sich bringen mag, darf eine Gemeinde nicht dazu verleiten, sich mit einem Notstand als Regel abzufinden. Priester und Laien brauchen einander notwendig. Sie können sich gegenseitig nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.