01.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II zum Tagesheiligen Alfons Maria de Liguori

Die Struktur der Spiritualität des hl. Alfons läßt sich auf die beiden folgenden Elemente zurückführen: Gebet und Gnade. Das Gebet ist für den hl. Alfons nicht vorwiegend eine aszetische Übung, es ist ein radikales Bedürfnis der Natur im Zusammenhang mit der Dynamik des Heiles. Selbstverständlich läßt eine solche Sicht das Gebet in der Praxis des christlichen Lebens als „das große Heilsmittel“ in seiner ganzen Wichtigkeit erscheinen. Wie die Moralwerke und die dogmatischen Schriften, ja in noch höherem Maße, kommen die geistlichen Schriften des hl. Alfons von seinem Apostolat her und ergänzen es.

Fragt man weiter nach den Eigenheiten seiner Spiritualität, kann man zusammenfassend sagen: sie ist eine Spiritualität des Volkes. Kurz: Alle sind zur Heiligkeit berufen, jeder in seinem eigenen Stand. Heiligkeit und Vollkommenheit bestehen wesentlich in der Gottesliebe, die ihren Höhepunkt und ihre Vollkommenheit in der Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes findet: nicht mit dem eines abstrakten Gottes, sondern Gottes, der Vater der Menschen ist, dem Gott des Heiles, der sich in Jesus Christus offenbart. Die christologische Dimension ist eine wesentliche Eigenart der Spiritualität des hl. Alfons, da Menschwerdung, Leiden und Eucharistie die größten Zeichen der Liebe Gottes sind. Sehr glücklich wurde daher die zweite Lesung der Stundenliturgie dem ersten Kapitel seines Werkes „Pratica di amar Gesu Cristo“ (Praxis der Liebe Jesu Christi) entnommen.

Alfons spricht dem sakramentalen Leben eine grundlegende Bedeutung zu, zumal der Eucharistie und dem eucharistischen Kult, bei dem die Besuchungen den typischsten Ausdruck bilden. Einen ganz besonderen Platz in der Vermittlung des Heiles nimmt die Marienverehrung ein: Maria ist Mittlerin der Gnade, Gefährtin bei der Erlösung und daher Mutter, Helferin und Königin. Tatsächlich stand Alfons immer ganz auf der Seite Mariens, vom Anfang seines Lebens an bis zum Ende.