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20.06.2017

Handkommunion in der frühen Kirche?

Die Befürworter der Handkommunion berufen sich immer wieder auf die frühchristliche Kommunionpraxis, jedoch sehr zu Unrecht. Die Handkommunion in der heutigen Form hat es damals gar nicht gegeben. Die Hände waren verhüllt durch ein Tuch — bei den Frauen „Dominikale“ genannt —, die Männer hielten ihre beiden Hände unter ein gemeinsames Kommuniontuch (eine Art Kommunionbank, woran heute noch das bis vor kurzem allgemein übliche weiße Tuch an unseren Kommunionbänken erinnert). Auf dieses Tuch wurde dann die heilige Hostie gelegt und mit dem Munde aufgenommen. [1]

Die Anhänger der modernen Handkommunion betonen auch immer wieder das Anfassen mit der Hand. Letzteres ist jedoch seit alters her ein Sinnbild der Macht und darum ist das ergreifen mit der Hand vom Wesen des Kommunionempfanges her ein Widersinn. Denn Gott kann man sich nicht nehmen, sondern man kann sich ihm nur hingeben, sich ergeben, sich von ihm ergreifen lassen. Ebenso steht das Anfassen mit der Hand im Gegensatz zur alten Symbolsprache; „man empfängt mit dem Munde und mit dem Herzen“ (Melzer, a.a.O. Seite 26). Das uralte Dankgebet nach der hl., Kommunion: „Was wir mit dem Munde empfangen haben, das laß uns auch mit reinem Herzen aufnehmen ...“ zeugt heute noch von dieser einzig richtigen Auffassung in der alten Kirche.

Mit dem Munde wurden damals auch alle etwa zurückgebliebenen Hostienpartikel mitaufgesogen. Darüber hinaus wurden dann diese Tücher sehr sorgfältig behandelt, damit ja keine Hostienteilchen verloren gehen konnten. Der Glaube an die Gegenwart Christi auch in den kleinsten Hostienteilchen ist seit den frühesten Jahrhunderten bezeugt, so z.B. bei Tertullian von Karthago (160‑220):“..., dass dabei nichts von unserem Kelch und nichts von unserem Brote zu Boden falle, darauf sind wir mit aller ängstlichen Sorgfalt bedacht“ (Tertullian, De corona milit. 3/Migne PL 2,99). Gleiches berichten Origines (185‑250), Cyrill von Jerusalem (gest. 386) und Johannes Chrysostomus (354 407). [2]

Eine alte Darstellung der Apostelkommunion (Codex von Rossano, 6. Jh.) zeigt die Apostel, wie sie tiefgebeugt hinzutreten, um mit dem Munde die heilige Speise aus der Hand Christi entgegenzunehmen. In gleicher Weise kommuniziert man auch heute noch in den traditionstreuen Ostkirchen.

Der feste Glaube an die Gegenwart Christi auch in den kleinsten Hostienpartikeln war es auch, warum die Kirche (nach Jungmann und der Instructio Memoriale Domini, 1969) sehr früh dazu übergegangen ist, die hl. Hostie den Gläubigen gleich in den Mund zu geben (schon im 5. Jahrh.).

Die zuvor erwähnte freimaurerische Stimme wußte also genau, dass die moderne Handkommunion den Glauben an die Gegenwart Christi auf eine sehr wirksame Weise zerstören würde.

In den Vorbemerkungen zum neuen Meßbuch wird ausdrücklich die Kommunionpatene verlangt und bei der Beschreibung des Kommunionempfanges wird die Möglichkeit der Handkommunion gar nicht erwähnt (Missale Romanum, Art. 80 und 117). Es wird also die Mundkommunion als selbstverständlich vorausgesetzt.

Als das neue Meßbuch bei uns eingeführt wurde, hat man sich zwar beeilt, die alte Messe, welche die Messe der Kirche war und bis auf Gregor den Großen (590-604) und auf die ältesten Zeiten zurückgeht, zu verbieten, aber die Bestimmungen werden ignoriert.

Der Heilige Vater lehnt nach wie vor die Handkommunion ab. So hat er (wie „Weltbild“ berichtet) im Mai 1975, als er einer von Kard. Höffner geführten Pilgergruppe die Hl. Messe zelebrierte, durch den Kardinal und einen deutschen Priester verkünden lassen, dass er nur die Mundkommunion wünsche.

Kardinal Bengsch erklärte am 3. Aug. 1969: „Mit dem Hl. Vater und der überwiegenden Majorität des Weltepiskopates empfehle auch ich den bisherigen Ritus des Kommunionempfanges.“

Die italienische Bischofskonferenz hat vor kurzem ihr Verbot der Handkommunion bekräftigt. Die Christen hinter dem eisernen Vorhang kommen gar nicht erst auf eine solche Idee.


[1] Näheres siehe bei Gottfried Melzer, „Die moderne Handkommunion und die frühchristliche Kommunionspendung auf die Hand“, A-4540 Bad Hall, Postf 60. Ebenso: Msgr. Dr. Dr. Klaus Gamber in „Kath. Digest“ 1977. Nr 12.S.2/10

[2] Die entsprechenden Zitate zu den angeführten Kirchenschriftstellern s. Gottfried Melzer a.a.0., S. 26.